Sonntag, 24. November 2019

42. Post - 18.11.19 nach Uyuni / Bolivien

Wir fahren recht früh in Arica los, schließlich gilt es heute wieder KM machen uns dazu auch noch einen Grenzübergang hinter sich zu bringen.
Kurz nachdem wir aus Arica raus sind, biegen wir Richtung Osten ab...und fahren in ein wirklich sehenswertes Gebiet hinein.
Links und rechts riesige Sanddünen, dazwischen ein grünes Tal liegend. Ein herrlicher Anblick 😍







Nach dem Tal schrauben wir uns wieder in die Höhe. Damit einher gehen dann hier in den Bergen aber auch wieder die Baustellen um die Straße auszubauen oder wieder zu richten.
Diese kosten uns ein paar Minuten können aber ob der schönen Aussicht unsere gute Stimmung nicht trüben.



Einige Zeit später kriegen wir dann sogar noch schneebedeckte Vulkane zu sehen.







Der Grenzübergang verläuft recht schnell und unkompliziert und schon sind wir wieder in Bolivien.

Kurz hinter der Grenze muss ich leider wieder rechts ran fahren. Mein Hinterreifen verliert im Stehen immer noch ordentlich Luft. Also wieder mal den Kompressor rauswühlen und auffüllen. So langsam nervt es...
Dadurch vergesse ich auch ganz, dass ich eigentlich hinter dem Grenzübergang tanken wollte...

Wir machen uns auf den Weg Richtung Osten, auf einer Straße die eigentlich nur aus Schotter bestehen soll.
Überraschenderweise ist sie geteert und zwar augenscheinlich noch nicht allzulange. So kommen wir recht flott voran...bis wir wieder auf die Straßenblockaden treffen.

Klar, wir sind hier auf dem Land und somit überwiegend unter Morales-Anhängern. Evo Morales befindet sich ja im politischen Asyl in Mexico.

Kurz zum Hintergrund, da das ganze Geschehen ja in Europa eher unbekannt ist: Morales hat sich zur vierten Wiederwahl gestellt, obwohl dies laut Verfassung nicht möglich ist.
Aus irgendeinem Grund (möchte ich nicht näher zu spekulieren...) hat ihm die Gesetzgebung dies möglich gemacht.
Bei der Auszählung der Stimmen wurde diese einen Tag unterbrochen. Nach der Wiederaufnahme hatte Morales plötzlich seinen nötigen 10% Vorsprung um im 1. Wahlgang bestätigt zu werden. Das Ganze riecht natürlich nach...nennen wir es mal vorsichtig Unstimmigkeiten.
Die Städter wollen morales nicht mehr, die Landbevölkerung (wie Morales selbst überwiegend Indigenos) schon.

Aber weiter in der Geschichte 😊
Bernd fährt mit seinem Motorrad auf den hohen Bürgersteig und rechts an der Barrikade vorbei.
Diese besteht aus Autowracks, großen Steinen, Reifen und sonstigem Unrat.
Dabei stehen mehrere Frauen und einige Jugendliche.
Einer der Jugendlichen nimmt sich einen großen Stein und wirft ihn hinter Bernd her...die Frauen fangen an herumzuschreien und rumzuzetern...
Da die Stimmung zu kippen droht, schalte ich meinen Motor aus und rolle an die Barrikade heran zu einer Gruppe älterer Frauen, augenscheinlich die "Rädelsführer", zumindest für den Moment.
Die augenscheinlich älteste der Damen spricht mich laut und schimpfen an.
Ich krame meine beste Unschuldsmiene hervor und gebe  ihr zu verstehen, dass ich leider kein Spanisch spreche.
Da mein Helm aufgeklappt ist, kann sie auch direkt sein, dass ich doch deutlich heller in der Hautfarbe bin als der Durchschnittsbolivianer.
Sie beruhigt sich sofort und auch die Stimmung der anderen wird direkt besser.
Sie redet noch etwas auf mich ein, das meiste verstehe ich nicht und das gebe ich ihr auch zu verstehen.
Ich sage ihr, dass ich gerne vorbei möchte da wir über Uyuni nach Argentinien fahren wollen.

Sie erwidert noch ein paar Sätze, dass gibt sie die Anweisung mich passieren zu lassen und ein größerer Stein wird beiseite geräumt. ich kann weiterfahren.
Wir geben auch direkt Gas um möglichst Abstand zu gewinnen, wer weis ob man (Frau) es sich nicht doch anders überlegt...

Barrikaden werden wir in den nächsten paar hundert KM noch einige erleben. Die meisten unbesetzt, einige davon für unsere Mopeds recht leicht umfahrbar, andere Stellen uns schon vor größere Probleme und wir müssen Umwege, teils über unwegsames Gelände, in Kauf nehmen.

Knappe 80-100 KM später kommt die nächste größere, mit Demonstranten besetzte, Barrikade auf uns zu.
Wir kommen, auf der Suche nach Sprit, gerade aus einem Dorf wieder auf die Hauptstraße gefahren, als wir schon von weitem die bunten Menschen mit ihren ganzen Fähnchen sehen.

Diesmal sind überwiegend Männer dabei, dies ist schonmal ein Vorteil. Die Frauen sind hier deutlich unkooperativer, wenn nicht sogar feindlicher, uns gegenüber (oder vielleicht auch nur im Allgemeinen), eingestellt.
Dies haben wir vor ein paar Wochen schon in La Paz feststellen müssen.
Die Männer hatten bei Barrikaden in der Regel immer ein Lächeln für uns übrig und uns sogar häufig geholfen durch die Sperrstellen zu kommen.
Ich erinnere mich jetzt nicht an einen Fall, wo eine Frau dies dort getan hat...

Wie auch immer...die Leute umzingeln uns sofort, es kommt aber keinerlei bedrohliche Stimmung auf. Im Gegenteil, die Leute sind eher freundlich und erfreut, dass wir direkt angehalten haben um mit ihnen zu sprechen.
Wir geben zu verstehen, dass wir gerne nach Uyuni und dann weiter nach Chile oder Argentinien fahren wollen.
Leider verstehen wir das meiste nicht, was sie uns sagen wollen. Aber nach kurzem Palaver gibt einer der älteren Männer, auch hier wieder offensichtlich der Rädelsführer, die Anweisung uns massieren zu lassen.
Wir strapazieren unser Glück und fragen ob es hier irgendwo Benzin zu kaufen gibt. Leider zeigt man in das Dorf in dem wir zuvor waren. Dort sollte laut iOverlander eine Tankstelle sein, aber der Kiosk, der zu Adresse passte hatte leider zu.

Also passieren wir die Barrikade und fahren weiter. Deutlich missbilligend beobachtet von den Leuten die mit ihren Pkw und Lkw auf der anderen Seite stehen und ebenfalls gerne passieren würden.
Die Leute tun mir wirklich leid...wie lange die wohl schon vor dieser Barrikade ausharren müssen? Mindestens mehrere Tage, wenn nicht gar 1 Woche, seit Morales außer Landes geflohen ist...

Kurz hinter der Barriere befindet sich eine der überall befindlichen Mautstationen, diese hier sieht arg mitgenommen aus und die Fahrspuren sind mit einer Menge Geröll versperrt. Dies werden wir auch bei allen anderen Mautstationen noch sehen.

Wir fahren weiter und verstärken unsere Suche nach einer Tankmöglichkeit. Selbst mit meinen umgebauten Tank werde ich es nicht bis Uyuni schaffen.
Ich habe seit Chile bereits deutlich über 500 KM machen müssen, irgendwann in den nächsten 200 KM muss ich tanken.
Bei Bernd sieht es sogar noch schlechter aus. Er schafft mit einer (10 Liter) Tankfüllung ca. 200-250 KM und hat weitere 10 Liter im Kanister dabei.
Zum Glück hat er kurz vor dem Grenzübertritt noch getankt, trotzdem wird es so langsam eng.
Und ich persönlich habe wegen den ganzen Blockaden eher wenig Hoffnung, dass wir hier irgendwo eine geöffnete Tankstelle finden...

Alle in iOverlander genannten Tankstellen (was aber in diesem Gebieten Kioske sind...) haben keinen Sprit für uns. 😬

Kurz bevor es bedrohlich eng wird, fahren wir in einen weiteren iOverlander Tankpunkt, dem Dörfchen Corque. Auch hier wieder: negativ.
Wir werden von einem Kiosk zum anderen geschickt, aber keiner hat Sprit.
Als wir das Dorf schon wieder verlassen wollen, werden wir von einem Busfahrer angesprochen. Wir fahren eher zufällig an ihm vorbei, augenscheinlich hat er mitbekommen, dass wir etwas suchen. Wir kommen ins Gespräch und er erklärt uns, dass er einen 20 Liter Kanister Benzin in seinem Bus hat.
Was für ein Zufall!! Als wir auf den Preis zu sprechen kommen (er möchte 6 Bolivianos für den Liter, nicht günstig, aber das würden wir an der Tankstelle auch zahlen, er selber 3,7 BOL für den Liter...).
OK...20 Liter, 6 BOL = 120 BOL. Der Tag ist gerettet...oder auch nicht, denn er möchte einheimische Währung haben. Bernd hat jedoch nur noch US Dollar. Ich krame meine Taschen durch und finde in meinem Rucksack zum Glück noch einen "Notgroschen" in Höhe von 150 BOL.

Reserven schaffen...jeder der beim Bund war kennt den Spruch, heute hat er sich mal wieder Bewahrheitet 😆

Wir füllen je 10 Liter in die beiden Mopeds und können endlich beruhigt weiterfahren.

Einige KM hinter dem Tankpunkt biegen wir von der Straße ab und schlagen unsere Zelte mitten in der Walachei auf.
Zum Glück ist es heute nicht stürmisch, denn Windschutz würden wir hier vergeblich suchen.


Ich bleibe noch lange wach, da ich auch hier auf der Hochebene die Chance auf ein paar Sternenbilder wahrnehmen möchte.
Leider spielt das Wetter nicht ganz mit, aber ein oder zwei gute Aufnahmen kommen trotzdem dabei rum.







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