Freitag, 25. Oktober 2019

24.Post - 24.10.19 Sucre, Straßensperren und ein Unfall

Heute machen wir uns auf nach Sucre. Wir scherzen noch drüber, ob das eine wirklich so gute Idee ist...schon aus Potosi rauszukommen gestaltet sich etwas schwieriger.
Überall haben die Demonstranten Straßenblockaden aufgestellt. Selbst mit den Mopeds gestaltet es sich ab und an schwierig, diese zu umrunden, zu unterfahren oder sonstwie zu passieren.

Nachdem wir Potosie verlassen haben, kommen wir zunächst gut voran. Die Landschaft ist zwar nicht so interessant wie die Anfahrt nach Potosi, aber trotzdem sehenswert.
Zudem muss der Straßenplaner ein Motorradfreund gewesen sein. Traumhafte Kurven erwarten uns.




Auf halber Strecke müssen wir dann zunächst erstmal in die Eisen gehen und anhalten. Eine größere Ansammlung an Menschen blockieren die Straße. Über geschätzte anderthalb KM ist die Straße mit Felsbrocken, Autowracks oder sonstigen Unrat blockiert. Zudem sind viele zerbrochene Flaschen dort verteilt.
Wir nähern uns vorsichtig der Sperre, aber die (augenscheinlich) Bergbauarbeiter grüßen recht freundlich und geben uns zu verstehen, dass wir außen rum fahren dürfen.
So suchen wir uns unseren Weg durch dieses Schlachtfeld und nach einigen Minuten haben wir diese Sperre passiert.

Also weiter Richtung Sucre. Dort angekommen umfahren wir zunächst auch einige Straßenblockaden, bis wir an eine Blockade geraten, die wir selbst mit den Mopeds nicht mehr passieren können.
Nachdem wir das nähere Umfeld gescheckt haben, müssen wir uns eingestehen, dass hier kein Durchkommen mehr ist.
Also drehen wir um und fahren knapp 11 KM zurück, dort habe ich einen anderen Weg Offroad in die Stadt finden können.
Praktischerweise direkt hinter einer Tankstelle, so dass wir die Mopeds nochmal voll machen können, wer weis wann wir das nächste Mal bei diesen ganzen Blockaden die Chance dazu bekommen.

Nachdem wir den Einstieg in die Offroadpiste gefunden haben, atmen wir zunächst auf. Die Piste ist zwar recht grob, aber trotzdem recht gut befahrbar.
Nach einigen KM kommt uns ein einzelnen Fahrzeug entgegen und wir kommen recht gut vorran.
Bis mir plötzlich in einer leichten Linkskurve ein total bescheuerter Endurofahrer entgegen kommt.
Viel zu schnell und auf meiner Seite.
Ich gehe zwar noch voll in die Eisen und weiche nach rechts aus, da erwischt mich dieses Arsc....och auch schon mittig.
Ich verliere die Kontrolle und schlage rechtsseitig in eine größere Kakteenansammlung ein. Durch die Wucht des des Einschlags von dieser kleinen Enduro wird mein linker Koffer abgerissen und verschwindet erstmal irgendwo hinter mir.
Mit dem Einschlag in die Kakteen komme ich auf der rechten Mopedseite zum Stehen und spüre einen stechenden Schmerz in meinem rechten Sprunggelenk. Klar, das Moped liegt ja auch drauf...

Bernd fährt ca. 10 Meter hinter mir und muss dem Endurofahrer ebenfalls ausweichen. Dieser hat mehr Glück als Verstand und kommt schlingenderweise irgendwo hinter Bernd zum stehen/liegen.

Bernd  selber hat nicht so viel Glück und landet rechtsseitig ebenfalls in einem Kakteenstamm. Dabei bohren sich einige wirklich lange Stacheln durch seine Motorradhose in seinen Schenkel.






 Der Endurofahrer jammert noch etwas rum, hält sich sein Bein und macht sich nach kurzer Zeit aus dem Staub.
Zusammen mit Bernd wuchte ich die GS aus der Kakteenansammlung, eine kurze Schadensbegutachtung verläuft zum Glück positiv.
Ein gebrochener Handschutz links und rechts, ein verbogener Nebelscheinwerfer sowie eine gebrochene Kofferhalterung, sonst augenscheinlich neben ein paar Kratzern nichts Größeres.

Sorgen hingegen macht mir mein Sprunggelenk. Nach dem ersten Adrenalinschub werden die Schmerzen schlimmer.
Da ich das Gelenk selber aber noch ganz gut bewegen kann, setzen wir uns wieder auf die Bikes und machen uns wieder auf den Weg nach Sucre.
Das gebuchte (und bezahlte) Hotel wartet schließlich auf uns.

In Sucre angekommen sind die ersten Meter in die Stadt noch frei, aber je näher wir dem Stadtzentrum kommen, umso mehr häufen sich die Straßensperren. Teilweise ist es so eng, dass beim Umfahren der Sperren zwischen Hauswand, Laterne oder sonstigen feststehenden Gegenständen und den Sperren nur 1 oder 2 cm Platz ist. Zweimal stoßen wir gegen eine Hauswand und eine Laterne und müssen das Moped mit leichter Gewalt da durch zwängen.
Zum Glück sind die überall rumlaufenden Einwohner uns freundlich gesonnen, gerade die älteren Semester gehen uns zur Hand und heben mal das ein oder andere quer gespannte Seil an oder helfen uns wenn wir uns darin verhakt haben.
Nach etlichen Blockaden und einigem Hin und Her (wir müssten eigentlich am Hotel stehen, sehen es aber nicht...) werden wir von einer freundlichen Frau angesprochen. Diese hilft uns, unser direkt um die Ecke befindliches Hotel zu finden.

Dort angekommen wird schnell eingecheckt und ich kann endlich aus dem Stiefel raus und den pochenden Fuß hochlegen.
Eine erste Inaugenscheinnahme ergibt erstmal scheinbar keine schlimmere Verletzung. Mit Glück habe ich mir nur das Innenband gezerrt.
Kurz nach dem Unfall hab ich mir meine Endurotreter herbeigewünscht. Diese haben sich in Afrika bei diversen Crash's bewährt, auch bei diesem Unfall hätten sie meinen Fuß garantiert besser geschützt als meine für die Tour angeschafften SIDI Adventure II. Dann hätte ich aber auch auf die Wasserdichtigkeit verzichten müssen...

Die nächsten Tage werden es zeigen, ob ich zum Arzt muss oder nicht. Solange muss es ein Druckverband auch tun.

Erstmal heißt es jetzt den Pool in unserem Hotel zu nutzen. Endlich mal wieder Wasser, was nicht nach Schwefel sondern herrlichem Chlor stinkt...

Nachmittags haben wir dann noch einen kleinen Rundgang durch die Altstadt gemacht. Wie in Potosi schon absolut Pkw-frei. Mit dem Stützverband um den Knöchel geht das ganz gut.
Jede Menge Menschen auf der Straße, in einer sehr entspannten Atmosphäre.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich den heutigen Tag unter "besser vergessen" oder  als "gilt als Erfahrung" abhaken soll.


2 Kommentare:

  1. Puuuh, ich hatte zunächst bei facebook gedacht, Du wärest nur aufgrund einer kurzfristigen Unachtsamkeit in die Kakteen gerauscht, aber wenn ich das jetzt so lese... das hätte auch ganz anders ausgehen können. Ich für meinen Teil speichere das unter "Erfahrungen anderer, die ich nicht machen möchte" ab und sehe zu, dass ich mir statt meiner daytonas ein paar stabile Crosstreter für die hoffentlich noch kommenden längeren Trips zulegen werde. Hoffe, dass Dein Fuss nicht doch noch mehr abbekommen hat und dass Ihr beide Eure Fahrt problemlos fortsetzen könnt. Viel Spaß dabei!

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